Samstag, 20. Juni 2009

Urlaubsanfang

Als Kind früher gab es nichts schöneres als Weihnachten, der eigene Geburtstag und Sommerferien. Heute ist es Weihnachten, der Geburtstag und der Urlaubsanfang. Natürlich gehen zwei Wochen schnell vorbei, aber daran sollte man überhaupt nicht denken. Das ist ja als ob man schon um jemanden trauert der noch gar nicht tot ist.

Wie kann man also am besten seinen Urlaubsstart zelebrieren. In Gedanken vertieft, inkl. Jacken-vergessen-Modus im Aufzug in Richtung Ferien, überlegte ich wie schön es doch ist im Sommer seine freie Zeit in den Betriebskalender einzutragen.

Es wurde warm, da die Sonne sich doch noch hatte blicken lassen. Die Ausgehmöglichkeiten waren doch sehr beschränkt für einen Freitag abend. Bauerbahn-Party? Wtf und wo ist das? Eigene Getränke mitbringen und 2€ Eintritt? Ok, lassen wir das.
Zum Abend hin dann doch etwas kühler entschied ich mich einfach loszufahren. So abrupt und ohne roten Faden wie das hier klingt, war es dann auch. IPod auf und los. Ich fuhr einfach. Ohne wirklich zu wissen wohin. So bin ich dann mit gefühlter Lichtgeschwindigkeit den 'Grefrahter Weg' entlanggeflogen bis die Muskeln in meinen Beinen übersäuert waren und ich merkte das ich mehr Fliegen in den Augen, als die auf der Straße entgegenkommenden Autos auf ihren Windschutzscheiben hatten.

So verschlug es mich nach Holzheim durch nach Reuschenberg. Immernoch die Hesslers auf den Ohren und mitlerweile leicht schmerzenden Oberschenkeln, fand ich mitten auf einem Feldweg wieder. Und immernoch mit einem Affenzahn. Also entweder war es Intuition, guter Orientierungssinn, oder Glück das ich die richtige Abbiegung nahm. Ich glaube eher Letzteres. Ein dunkler Wald lag vor mir. Da wollte ich durch.
Das Baumgeflecht war so dicht, dass nur wenig Licht hindurchschien. Und kühl war es. Der schlagartige Eintritt in diese Klimaanlage der Natur veranlasste mich den kleinen iPod auszuschalten, da ich auch die akkustischen Eindrücke nun wahrnehmen wollte. Und wie man sich denken kann hat es sich gelohnt.

Unzählige Vögel zwitscherten, Äste die knackten und ein Quaken. Und da roch ich es plötzlich. Seewasser. Ein See musste ganz in der Nähse sein. Da war ich doch kreuz und quer durch einen ländlichen Teil von Neuss gefahren und landete letztendlich beim Reuschenberger See. Immer weiter fuhr ich die Strecken in einer Spirale die immer näher an das Wasser führen. Und hielt ruckartig an. Das Knistern und Rauschen der Kies durchfahrenden Fahrradreifen verstummte und ich stieg ab.
Erst jetzt merkte ich wie sehr ich eigentlich aus der Puste war und wie steif meine Beine waren. Ein Sporttalent. Aber der eigene Spott hielt nicht lange an. So befriedigend war dann doch das Gefühl das ich schleichend verspürte. Irgendwie seltsam. Ich war schon oft am Reuschenberger See, aber so wie ich ihn in diesen Minuten wahrnahm war doch neu. 45 Minuten dauergefahren, abrupter Stopp. Mit dem Sonnenuntergang stand ich nun da, hörte zu und beobachtete. Als ob der See und die darumliegenden Bäume einem etwas sagen wollten. Diese Zeile steht oft in einem Buch, aber vielleicht stimmt es ja. Ein bisschen Grünmagie steckt in jedem Falle darin. Und Melancholie ist erlaubt. Ja sogar Pflicht. Ja manchmal sogar schön. In diesem Fall war sie es. Das Handy klingelt. Tobi. Ob ich in die Stadt komme. Auf einen Southern Comofort.

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